Der letzte Berg, der O'Cebreiro liegt schon in Galizien. Ich genieße die Berglandschaft nochmal, denn ab Triacastella wirds dann wieder recht flach.
Der Aufstieg ist steil und gerade dort stoße ich auf Dieter. Er sieht mich gequält an und pfeift aus dem letzten Loch. Immer wieder macht er Pause und schnappt hörbar nach Luft. Als ich grüße nickt er nur schwach.
Oben auf dem O'Cebreiro in dem gleichnamigen, schmücken Bergdorf laufen wir uns später wieder über den Weg.
Bei einem Tee erzählt er, dass er seit seiner Jugend Morbus Bechterew hat und nur noch 40% !!! seiner Lungenkapazität besitzt.
Wie die meisten hier hat er die Pyrenäen bezwungen und ist seit knapp 800km auf dem Camino unterwegs. Täglich geht er so weit, wie es für ihn paßt, ißt morgens und mittags nur eine Kleinigkeit, damit der volle Magen seine Atmung nicht behindert und fällt nach einem ausgiebigen Abendessen gleich ins Bett.
Er weiß, was er sich zutrauen darf, damit er seinen Traum vom Camino verwirklichen kann. Aber er gibt auch zu, dass er heute beim Aufstieg dachte, "ich sterbe gleich. Das schaffe ich nicht, da hab ich mir wohl doch zuviel zugemutet..."
Er hat es geschafft aus eigener Kraft und er ist stolz.
"Ja, ich weiß, Gott hat mich in meinem Leben schon vor große Herausforderungen gestellt - aber er gibt mir auch immer wieder die Kraft, sie zu bewältigen."
Ich bin beeindruckt, wie er mit seiner Krankheit und seinen Einschränkungen umgeht.
Wie oft wollen wir bei kleineren Herausforderungen gleich aufgeben...
Von Las Herrerias über den O'Cebreiro und Triacastella nach Samos
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